Auch in diesem Jahr hatten wir unser Lager zum Ende der Sommerferien am Gugelturm in Herrischried aufgeschlagen. Bereits um 9.30 Uhr trafen wir uns (8 Jugendliche und 4 Jugendbetreuer) an diesem Freitag in der Unterkunft, mit dem optimistischen Ziel uns um 10.00Uhr auf den weiten und beschwerlichen Weg ins ferne Herrischried zu machen.
Durch ein fast rekordverdächtigen Aufbau und dem guten Wetter, das wir erwischt hatten, war die Motivation und Stimmung dieses Jahr besonders gut.
Als erstes stand dann auch das Kreieren und Bemalen einer eigenen Lagerfahne auf dem Programm. Es war erstaunlich, wie kreativ sich unsere Jungs zeigten und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Nachdem jeder seinen kreativen Einfall oder den eines anderen, an sich oder der Fahne ausgelebt hatte, begannen die ersten Vorbereitungen auf das Ereignis dieses Lagers, um das sich fast alles drehte: Der Überfall. Nach der Blamage des letzten Jahres, planten wir unsere Verteidigung dann besonders gut, um dieses Jahr die Fahne zu behalten, schließlich war es unser eigenes Werk, das es zu beschützen galt.
Bald darauf brach die Nacht in Herrischried herein und natürlich durfte auch das obligatorische Lagerfeuer nicht fehlen, um das wir uns versammelten und wo wir versuchten gemeinsam ein paar Lieder zu singen. Der Erfolg war mittelmäßig, aber wenigstens hatten wir es versucht (bzw. Thomas mit seiner „Gitarre“, der fast konsequent ignoriert wurde :-)
Die Stunden vergingen, Aktive kamen und verschwanden wieder, so dass wir mit unserer Fackelwanderung beginnen konnten. Leider begann es gerade 10 Minuten nach dem Aufbruch an zu regnen, dennoch hatten wir unseren Spaß mit den Fackeln und nach kurzer Zeit verzog sich der Regen auch wieder.
Die erste Nacht verlief ruhig und am anderen Morgen waren wir zwar schon etwas erschöpft aber soweit zufrieden.
Der zweite Tag konnte beginnen und nach einem wunderbaren Frühstück machten wir uns auf zum Schluchsee mit einem kleinen Umweg über Laufenburg, wo wir das Material für das Tonnenfloß einluden. Es war eine lustige Fahrt, in der viel kommuniziert und ausgetauscht wurde zwischen den beiden Fahrzeugen und so kamen wir bei perfektem Wetter am Schluchsee an.
Zwar musste dem Gedächtnis bei „Wie baue ich ein Tonnenfloß“ etwas nachgeholfen werden, aber schließlich, nach 5 kaputten Spanngurten und einem, durch Materialknappheit bedingt, nur halb bedecktem Floß, hatten wir ein durchaus schwimmfähig-aussehendes Gefährt zustande gebracht. Klar, dass das dann auch gleich mal getestet werden musste. Alles ging gut während der Fahrt, aber gegen Ende wurden die eigentlich fast unbegründeten Ängste, dass das Floß in den nächsten 5 Minuten auseinander fliegen könnte, doch zu groß und das Floß erreichte wieder das Festland (Es ging dann plötzlich doch ziemlich schnell, nachdem auf einmal mehr als nur 3Personen ruderten…).
Die Rückfahrt war danach genauso kommunikativ und dementsprechend lustig. Die Zeit verging wie im Flug und auch die Ravioli waren, entgegen allen Erwartungen, restlos aufgegessen und mussten dieses Jahr nicht als Dünger her halten. An diesem Abend stieg die Spannung, denn jeder wusste, dass in dieser Nacht die liebevoll bemalte Fahne auf dem Spiel stand. Mit Elan und Engagement wurden Fallen gebaut, Wasserballons und Spritzen gefüllt und Gruppen eingeteilt. Wir waren diesmal extrem gut vorbereitet und auch die langsam aufkommende Müdigkeit machte kaum noch jemanden etwas aus. Nichts schien unbemerkt auch nur in die Nähe der Fahne zu gelangen. Es wurde dunkler und plötzlich brach Unruhe im bisher noch friedlichen Lager aus.
Vermeintliche Fahnendiebe waren gesichtet worden. In minutenschnelle waren alle Posten besetzt und wir waren bereit zum Angriff.
Damit begann das Warten…
Wir warteten, saßen unbequem zusammengekauert da, überprüften noch einmal unsere Waffen und warteten weiter…
Irgendwann fing es dann noch an zu regnen, aber wir warteten weiter, so schnell lassen wir uns schließlich nicht vertreiben. Spätestens als jeder durchnässt war und/oder aufs Klo musste und/oder Hunger und Durst hatte, war uns klar, dass das Ganze ein Fehlalarm gewesen war.
Etwas frustriert watschelten wir wieder triefend ins Trockene. Die Nacht schritt voran und nichts passierte. In dem Glauben, die Diebe hätten sich gar nicht erst getraut einen Angriff zu starten, als sie unsere extrem gute „Verteidigungsanlage“ gesehen hatten, beschlossen wir, um ca. viertel vor 6, die Fahne sich selbst zu überlassen. Ein fataler Fehler, denn ungefähr nur eine viertel Stunde später hörten wir im Halbschlaf auf einmal ein auffällig platschendes Geräusch um den IKW und zwischen dem plötzlichen Gebrüll und Herumgerenne vernahm man ein ekelhaftes „Ratsch“ und wir wussten, unsere Fahne war geklaut…
Der erbitterte Kampf, unter strömenden Regen, dauerte noch eine Weile, dann gaben wir uns geschlagen.
Man einigte sich auf die Reinigung unseres Zeltes gegen die Einlösung der Fahne und endlich durften wir uns in Ruhe und Frieden schlafen legen.
Der Sonntag begann nebelig, aber auch der Abbau ging zügig voran, so dass wir sehr früh wieder in der Unterkunft eintrafen.
Ausgelaugt aber glücklich und mit letzter Kraft verräumten wir das Material. Wir hatten alle das Jugendcamp gut überstanden, ohne Verletzungen und Krankheiten und es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass die Vorfreude auf nächstes Jahr schon jetzt wieder groß ist.
Im Namen der Jugendbetreuer noch ein Dankeschön an alle, die uns unterstützt, begleitet oder gefahren haben, auch an unsere Fahnendiebe, die auch dieses Jahr wieder ausgesprochen gnädig mit uns waren, aber eines ist klar: Nächstes Jahr bleibt die Fahne bei uns!
Kerstin Bächle
-Jugendbetreuerin-